Gründung im späten Mittelaler
Rehau gehörte zum hohenzollerschen Fürstentum Kulmbach (ab 1604 Fürstentum Bayreuth).
Rehau gehörte zum hohenzollerschen Fürstentum Kulmbach (ab 1604 Fürstentum Bayreuth). An der Stelle der heutigen evangelischen Stadtpfarrkirche stand bereits im Mittelalter eine dem Heiligen Jobst geweihte Kapelle. Jobst – auch als Jodok(us) oder Jost bekannt – war ein Einsiedler, der im 7. Jahrhundert n. Chr. im heutigen Nordfrankreich lebte und neben Jakobus dem Älteren zu einem Patron der Pilger wurde, sodass es bis heute entlang von alten Pilgerstraßen Sakralbauten dieser Heiligen gibt.
Die Rehauer Kapelle St. Jobst unterstand zunächst der Pfarrei in Schwarzenbach an der Saale. Am 22. Mai 1470 stellte der Rat der Stadt Rehau erfolgreich den Antrag auf Gründung einer eigenen Pfarrei, sodass dieser Tag als eigentliches Gründungsdatum der Rehauer Kirchengemeinde gilt.
Reformation bereits 1529
Georg von Brandenburg-Ansbach, ein Erstunterzeichner des Augsburger Bekenntnisses, verwaltete 1527 bis 1541 das Fürstentum Kulmbach-Brandenburg. Er brachte die Reformation in seinem Herrschaftsgebiet voran.
Georg von Brandenburg-Ansbach, ein Erstunterzeichner des Augsburger Bekenntnisses, verwaltete 1527 bis 1541 das Fürstentum Kulmbach-Brandenburg. Er brachte die Reformation in seinen Herrschaftsgebiet voran.
Pfarrer Peter Haueisen führte etwa 1529 den evangelischen Glauben in Rehau ein. Theologisch wurde auch hier der Hofer Reformator Kaspar Löner (1493-1546) prägend.
Zeit der Erweckungsbewegung im 19. Jahrhundert
Damals war Johann Simon Keppel Pfarrer in Rehau (1857 – 1876). Er regte 1858 die Gründung eines lokalen Bibelvereins an.
Damals war Johann Simon Keppel Pfarrer in Rehau (1857 – 1876). Er regte 1858 die Gründung eines lokalen Bibelvereins an. Aufgabe des Vereins war es, jedem Gemeindeglied zu einer preiswerten Bibel zu verhelfen. Damit war die Notwendigkeit erkannt, dass jeder evangelische Christ einen eigenen Zugang zum Wort Gottes finden sollte. Nachdem immer mehr billige Bibelausgaben im Buchhandel erhältlich waren und überregionale Organisationen kostenlose Bibeln zu verteilen pflegten, wurde der Verein wieder aufgelöst. Aus der Zeit des Bibelvereins hat sich aber bis heute die Tradition erhalten, Trau- und Konfirmandenbibeln zu überreichen.
Außerdem wurde die Kirche umgestaltet.
Einstieg in die diakonische Arbeit und Gründung von Kindergärten
Der erste Rehauer Kindergarten – der Wilhelm-Löhe Kindergarten – wurde von Pfarrer Johann Friedrich Munker 1893 am Schillerplatz gegründet.
Der erste Rehauer Kindergarten – der Wilhelm-Löhe Kindergarten – wurde von Pfarrer Johann Friedrich Munker 1893 am Schillerplatz gegründet. Pfarrer Ludwig Krämer schuf mit dem Johanneshaus und dem Johanneskindergarten im Jahr 1952 ein Gemeindezentrum in der Siedlung. Das Gemeindezentrum Martin-Luther in der Ziegelhütte wurde 1956 eingeweiht und 19?? mit einem Kindergarten erweitert. Die Kindergärten haben einen eigene Website.
Die veränderten Lebensbedingungen angesichts der fortschreitenden Industrialisierung ließen nicht nur einen Kindergarten, sondern auch häusliche Krankenpflege notwendig werden. Pfarrer Johann Leonhard Schuster rief deshalb am 14. Februar 1902 den Diakonieverein ins Leben. Wieder war es eine Neuendettelsauer Schwester, die sich ab 1903 um die kranken Gemeindeglieder kümmerte. Weil sich immer weniger Frauen in den entsagungsvollen Dienst einer Diakonisse berufen ließen, musste die Zusammenarbeit des Diakonievereins mit Neuendettelsau 1976 eingestellt werden. Inzwischen arbeiten die verschiedenen diakonischen Dienste unabhängig von der Kirchengemeinde in Rehau. Die Diakonie Hochfranken und die Rummelsberger Diakonie mit ihren Stationen in Rehau widmen sich u.a. der Altenpflege.
Wachstum von Stadt und Gemeinde
Im 20. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung der Stadt Rehau und die Zahl der Mitglieder der Kirchengemeinde
Im 20. Jahrhundert wuchs die Bevölkerung der Stadt Rehau und die Zahl der Mitglieder der Kirchengemeinde.
Rehau erhielt durch Heimatvertriebene und Flüchtlinge als Folge des Zweiten Weltkriegs einen Zuzug von ca. 3500 Einwohnern. Daher war eine starke Bautätigkeit und neue Siedlungen erforderlich. Bis Anfang der 1970er Jahre wuchs die Bevölkerung der Stadt, dadurch auch die Anzahl der Gemeindemitglieder. Dies erlaubte sowohl die Aufstockung der Pfarrstellen wie auch des Immobilienbestandes der Kirchengemeinde.
Bleibende Bedeutung erhielt das 1930 erworbene Bürgerhaus in der Friedrich-Ebert-Straße, das zum Gemeindehaus umgebaut wurde. Der Erwerb eines weiteren, bereits bestehenden Anwesens fand mit dem 1964 eröffneten Hirschbergheim statt. Schon vorher ließ Pfarrer Ludwig Krämer mit Johanneshaus und Johanneskindergarten im Jahr 1952 ein Gemeindezentrum in der Siedlung entstehen. Das Pendant dazu in der Ziegelhütte wurde mit der 1956 eingeweihte Martin-Luther-Kirche geschaffen. Die zweite Pfarrstelle war bereits 1915 eingerichtet worden, welche zunächst mit sog. Hilfsgeistlichen und erst ab 1946 mit ‚richtigen’ Pfarrern besetzt wurde. Seit 1957 existierte eine dritte Pfarrstelle, die man 2004 wiederum auf eine halbe Stelle reduziert hat.
Heute
Gegenwärtig besteht die größte Herausforderung der Kirchengemeinde darin, angemessen auf den Rückgang an Kirchenmitgliedern zu reagieren
Gegenwärtig besteht die größte Herausforderung der Kirchengemeinde darin, angemessen auf den Rückgang an Kirchenmitgliedern zu reagieren. Die geringe Geburtenrate evangelischer Bevölkerungsteile, die Altersstruktur der Region, Abwanderung und die geringere Verwurzelung der Menschen im Glauben haben ihren Einfluss. Die äußere Struktur der Kirchengemeinde mit drei Sprengeln, drei Gemeindezentren und drei Kindergärten rührt aus einer Zeit, als wir noch – wie z.B. im Jahr 1970 – 7632 Mitglieder zählten. Die Struktur der drei Sprengelzentren ist bisher beibehalten worden, obwohl wir gegenüber 1970 etwa 3600 Gemeindeglieder weniger haben (Stand September 2020: 3982 Menschen). Aus dem Mitgliederschwund resultiert eine Verminderung der Einnahmen aus Kirchensteuermitteln, sodass z.B. für den Gebäudeunterhalt immer weniger Geld zur Verfügung steht. Ein Konsolidierung in diesem Bereich wird in den nächsten Jahren unvermeidbar sein.
Mit der Landesstellenplanung von 2023 verliert sowohl Rehau wie auch Pilgramsreuth je eine halbe Pfarrstelle. Die Seelsorge für die Gemeinde in Pilgramsreuth wird der zweiten Pfarrstelle in Rehau übertragen. Die Kirchengemeinden Rehau und Pilgramsreuth rücken unter dem Dach einer Pfarrei näher zusammen.
Geschichtliche Daten wurden dem Buch von Hans Höllerich: „Geschichte der Kirche und Pfarrei Rehau“, Rehau, 1970, entnommen.
Einige Textpassagen gehen zurück auf Gerhard Gronauer, Pfarrer in Rehau von 2006 bis 2009