Johanneskirche

Johannes der Täufer ist der Namenspatron des jüngsten Rehauer Gotteshauses, die am 24. Juni 2001 vom damaligen Landesbischof Dr. Johannes Friedrich geweiht wurde. Die Johanneskirche ist ein ganz besonderer, moderner Sakralbau, in den besonders viel Licht einfällt – eine Lichtkirche, in der das Bibelwort vom „Licht der Welt“ sich manifestiert.

Sie ist ein Gegenentwurf zu alten traditonellen Kirchenbildern, die wie Trutzburgen des Mittelalters wirken, mit Türmen wie ein Bergfried und vielleicht noch Mauern rundum. Auch diese Gestaltung hatte ihre Zeit – „Ein feste Burg ist unser Gott“, ein Kirchenlied, geprägt von unfriedlichen Zeiten.

Die Johanneskirche verkörpert ein gänzlich anderes Selbstbild der Kirche: transparent, offen, auf Augenhöhe mit den Gläubigen, ansprechend und ansprechbar. Das gläserne Kreuz als Ornament der Front setzt sich bis ins Innere fort und bildet dort den Hintergrund für den Gottesdienst. Ein großer Teil der Fassade ist Glas – die Kirche ist ein Schaufenster, für die, die draußen sind. Durch die Glaspyramide als Dachspitze dringt das Sonnenlicht in den Gottesdienst… am Sonntagmorgen im Sommer wird’s auf manchen Plätzen recht warm.

Die Idee zum Bau der Johanneskirche reicht weit zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen viele Flüchtlinge aus dem Osten nach Rehau, die Stadt wuchs mit Siedlungen nach Ost und West. Der Bedarf nach weiteren Räumen für die neu zugezogenen Gemeindeglieder, nach einer Aufteilung der Kirchengemeide in Sprengel mit jeweils einem eigenen Pfarrer, wurde erkannt. Daher wurde 1952 das Pfarrhaus in der Siedlung gebaut, welches mit einem Gemeinderaum, dem sogenannten Betsaal, ausgestattet war. Dieser wurde schnell zu klein – auch im Hinblick auf die gemeinsame Nutzung des Hauses als Lebensmittelpunkt der Pfarrersfamilie. So fand der Ruf nach einer eigenen Kirche auf der Westseite von Rehau immer mehr Unterstützer – auch deshalb, weil auf der anderen Seite der Stadt die Martin-Luther-Kirche erbaut wurde. Doch bis dieser Wunsch erfüllt wurde, lebten schon viele nach dem Krieg zugezogene Gemeindemitglieder nicht mehr.

Fast 50 Jahre dauerte es nach dem Bau des Pfarrhauses, bis die Johanneskirche eingeweiht wurde. Dazwischen wurden die Pläne für eine Kirche geformt, geändert, neu aufgelegt und durch die jeweilige Zeit und die verantwortlichen Personen geprägt. Die Gemeinde hatte Geld für den Kirchenbau gesammelt. Als die Pläne dann Ende der Neunzigerjahre konkret wurden, stand das Geld bereits zur Verfügung.

Die Kirche hat keinen Turm, keine Glocke und auch keine Kanzel – das würde an ältere Konzepte erinnern. Der schlichte Altar inmitten der Stühle symbolisiert die Gemeinschaft, in der der Gottesdienst gefeiert wird. Der Pfarrer ist gleichauf mit den Gemeindegliedern. Eine Symbolik, die heute hoch aktuell ist – schließlich werden viele Gottesdienste nur durch ehrenamtliche Lektoren und Prädikanten erst möglich. Auch lädt diese Ausgestaltung zu neuen, kommunikativeren Gottesdienstformen ein, wie ihre Nutzung für Feierabend-Gottesdienste oder Bibliologe zeigt.

Durch die Bestuhlung ist sie vielseitig nutzbar und dient nicht nur als Gottesdienstraum. Zum Beispiel wird in ihr auch immer wieder ein Frauenfrühstück und der Seniorenkreis veranstaltet. Nicht zu vergessen: der Raum ist barrierefrei erreichbar, vom nahen Parkplatz führt ein ebener Fußweg zum Eingang. Ein weiterer großer Vorteil der Johanneskirche ist ihre Fußbodenheizung und neue Bausubstanz. So kann man den Raum auch im Winter auf angenehmer Temperatur halten, ohne dass extreme Heizkosten anfallen.

Quellen:

Dietel, Roland; Saalfrank, Günter: „Die Lichtkirche“ in: Frankenpost 01.07.2011

Gödde, Patrick: „Gott kommt durchs Dach“ in: Frankenpost 23.06. 2016